Women in Engineering @ meteocontrol
Es lohnt sich weiterhin, mehr junge Frauen und Mädchen zu ermutigen, eine Ingenieurlaufbahn einzuschlagen und sich generell für technische Berufe zu entscheiden. Der von der Women's Engineering Society (WES) ins Leben gerufene International Women in Engineering Day findet 2022 zum neunten Mal statt. Zahlen vom Juni 2021 zeigen, dass 16,5 % der Ingenieure Frauen sind.
Laut der Studie "Renewable Energy: A Gender Perspective" (IRENA, 2019) sind im Bereich erneuerbare Energien etwa 32 % Frauen beschäftigt, im Vergleich zu 22 % im Energiesektor insgesamt. Aber auch innerhalb der erneuerbaren Energien ist der Frauenanteil in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) jedoch weitaus geringer als in den Verwaltungsberufen.
Oft spielen konkrete Role Models eine Rolle und wir freuen uns, mit Sabrina Wenhart und Sophie Langanki exemplarisch zwei Kolleginnen vorzustellen, die als Ingenieurin und Informatikerin bei meteocontrol arbeiten.
Wie hat sich das persönliche Interesse an Technik/IT entwickelt?
Sabrina ist nach der Grundschule auf die Realschule im Nachbarort gegangen. In der 6. Klasse mussten sie sich zwischen den 4 Zweigen technisch/mathematisch, BWR, Französisch oder Werken entscheiden und wählte den technischen Zweig.
„Wir waren 27 Jungs und nur 3 Mädchen in der Klasse. Darauf musste man sich von Anfang an einstellen. Aber ich habe bald gemerkt, dass ich damit gut klarkomme und die Fächer Physik, Mathematik, IT und auch Chemie mir sehr gefallen und Spaß machen. Dies lag nicht zuletzt an den Lehrern, die mir zumindest in diesem Bereich in guter Erinnerung geblieben sind. So bin ich dann auch auf den technischen Zweig auf der FOS gegangen.“
Im Verbundstudium Mechatronik bei der KUKA hat sie ihre handwerklichen Talente kennengelernt und Spaß an der Elektronik gefunden.
Sophies Interesse an Informatik entwickelte sich vor allem aus dem privaten Bereich heraus. Das Spiel Might & Magic 6 – war für sie am Anfang etwas ganz Besonderes, sie war fasziniert von der Grafik der Pioniere im Bereich Open World Spiele. Ihr Vater arbeitete im IT-Bereich, teilte das Interesse und unterstützte sie dabei, selbst zu programmieren. Erst studierte sie an der Universität Augsburg Wirtschaftsinformatik, doch nach zwei Semestern entschied sie sich für einen Wechsel mit mehr Praxisorientierung und die Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung mit Spezialisierung auf Softwareentwicklung.
Wie waren die Erfahrungen im Studium, und der Ausbildung? War die Verteilung von Männern/Frauen gleich?
„Im ersten Semester Mechatronik waren wir 6 Frauen von 60 Studierenden. Abgeschlossen hat außer mir nur noch eine weitere Frau aus ca. 35 Absolventen. Wir waren eigentlich der Studiengang mit der geringsten Frauenquote, sogar geringer als Elektrotechnik und viel weniger als in Informatik, wo sich der Frauenanteil in den letzten Jahren deutlich gebessert hat.“ erzählt Sabrina. Das bestätigt Sophie, die sich im Grundstudium Informatik an relativ viele Frauen erinnert. Aber in ihrer Ausbildung gab es dann nur drei Frauen und dazu rund 50 Männer, was sie allerdings nie unangenehm empfunden und sich voll akzeptiert gefühlt hat.
Das Mechatronikstudium an der Hochschule Augsburg ist sehr elektrotechniklastig und in den ersten Semestern konnte Sabrina wenig frei wählen. Später hat sie dann mehrere Wahlfächer zum Thema erneuerbare Energien belegt, da dieses Thema sie zunehmend interessiert hat.
Sophie hat in der Ausbildung ein umfangreiches großes Webprojekt vom Backend über Launch bis zum Frontend für einen Kunden im Vertriebsbereich realisiert.
Euer Tipp für Mädchen, die sich für Naturwissenschaften und Technik interessieren?
„Keine Angst haben, es einfach ausprobieren, auch wenn nicht so viele Mädchen am Start sind!“ ermutigt Sabrina. Sie persönlich ist immer sehr gut mit allen Kommilitonen und Arbeitskollegen ausgekommen. Allerdings hat sie schon den Eindruck, dass in einem männerdominierten Lernumfeld oft ein anderer Tonfall herrscht, als wenn man in einer Gruppe von Frauen arbeitet oder lernt.
Sabrina sieht das aber auch als einen Vorteil für das spätere (Berufs-)Leben. Denn in Punkto Auftritt kann man sich bei den Jungs auch einiges abschauen. „Wir stehen dem männlichen Geschlecht in nichts nach und sollten uns auch öfter so verhalten“ betont Sabrina.
Sophie empfiehlt: „Auf jeden Fall zu den eigenen Interessen stehen - beruflich und privat. Beispielsweise gibt es im kompetitiven Gaming-Bereich noch viele Vorurteile, wenn sich Mädchen sehr für den Wettstreit interessieren, so als ob das doch nur was für Jungs wäre.“ Da sollte man sich das eigene Können nicht kleinreden lassen und seine Fähigkeiten auch in männerlastigen Domänen einbringen.
Womit beschäftigt ihr Euch aktuell in euren Jobs?
Sabrina erzählt, wie es bei den Lighthouse Projects, also den “Leuchtturmprojekten“, um kleinere, völlig neue Ideen und Lösungen geht. In diesem Team können diese Projekte abseits vom „Tagesgeschäft“ der Kollegen bearbeitet werden. Manche davon werden niemals in die Produktlinien übernommen, da sie in der Masse nicht rentabel sind. „Aber auf ein paar „Schätze“ kann man so schon stoßen. Und es ist ein sehr spannender und vor allem abwechslungsreicher Bereich“ findet Sabrina.
Sophie hat daran mitgearbeitet, dass die Konfiguration der MTU (Maximum Transmission Unit = legt die maximale Größe über ein Netzwerk verschickbarer Datenpakete fest) ein neues Feature für das Produkt blue´Log wird. „Je nachdem, ob der Kunde eine VPN-Verbindung verwendet, muss diese MTU angepasst werden, das wurde über die Nutzeroberfläche ermöglicht“, erklärt Sophie.
Gerade in der Informatik entwickelt sich vieles ständig weiter und man muss sich permanent weiterbilden. Das findet Sophie sehr motivierend und freut sich darüber, in verschiedenen Bereichen den schnellen Wandlungsprozess mitzuerleben: „Im API-Design beispielsweise GraphQL mit einer völlig neuen Funktionsweise im Gegensatz zur altbewährten REST-Api, eine tolle Sache.
Oder bei uns mit Type-Script, Java-Script, sowie Key-value Datenbank im Hintergrund. Sehr cool am blue´Log finde ich, dass die Entwicklungsarbeit in allen Bereichen komplett abgebildet werden kann. Ein wirklich befriedigendes Gefühl."
Wie sind eure Erfahrungen bei meteocontrol als Frau in einem technischen Bereich zu arbeiten?
Bedingt durch das kleine Team in dem sie arbeitet, bemerkt Sabrina da keinen Unterschied und sie hat nicht das Gefühl, anders als männliche Kollegen behandelt zu werden.
Allerdings fällt ihr immer wieder auf, wie niedrig der Anteil weiblicher Kollegen in den anderen technischen Abteilungen ist: „Das finde ich sehr schade. Mir persönlich ist auch genderneutraler Sprache wichtig. Ich bin nun mal kein Ingenieur sondern eine IngenieurIN und freue mich, wenn man mich auch so anspricht.“
Sophie berichtet über durchweg positive Erfahrung, sie fühle sich sehr wohl und sieht sich gut aufgenommen. „Im Embedded Team bin ich die einzige Frau. Meine Teamkollegen schätzen mich und meine Arbeit. Gerade weil ich es schon anders erlebt habe, bin ich darüber besonders froh.“ Sophie schildert, wie sie zuvor im Arbeitsleben durchaus schon unangenehme Erlebnisse hatte.
„Ich empfehle Frauen in so einer Situation souverän zu bleiben, Grenzen zu setzen und sich Unterstützung zu holen!“ betont Sophie.
Gibt es im Kollegenkreis, gegenüber Kunden oder auch privat noch Vorurteile in Bezug auf die Fähigkeiten als Frau im Bereich Technik? Falls ja: Gibt es smarte Lösungen/Tipps, wie man als Frau damit umgeht?
Sabrina hatte eher während ihrer Ausbildung zur Mechatronikerin mit Sprüchen und Kommentaren einiger Facharbeiterkollegen zu tun, später dann nicht mehr.
Sofern es sich auf Personen beschränkt, mit denen man nicht öfter zu tun hat, empfiehlt sie, das eigene Know-How und die Fertigkeiten sprechen zu lassen: „Ich glaube oft ist es nur die Unsicherheit von Männern, wenn sich Ihre Konkurrenz durch Frauen plötzlich verdoppelt. Wenn man das im Hinterkopf behält, sind die meisten Sprüche gar nicht mehr so schlimm.“
Sabrina geht es darum, dass sich Frauen auch bewusst sind, dass sie die gleiche schulische Bildung, das gleiche Abitur und im Studium größtenteils anonymisierte Prüfungen durchlaufen haben. Da kann es nun wirklich keinen Frauenbonus geben und die Notengebung ist unabhängig. „Somit haben wir das gleiche Wissen und Können wie unsere männlichen Kollegen“ schließt Sabrina.
Sophie sieht häufig das Problem darin, dass sich Frauen viele Sachen selbst nicht zutrauen. „Oft bekomme ich als Reaktion darauf, dass ich Programmierer bin die Aussage: „Das könnte ich nie“ oder „Das wäre mir zu schwierig“. Viele Frauen denken fälschlicherweise, dass sie im IT-Bereich nicht einsteigen können. Es ist sehr schade, denn es ist ein spannendes, modernes Arbeitsumfeld in dem jede Menge gute Jobs winken. Im Konkreten ist eher ein gutes Verständnis für Logik und Algorithmik wichtig für die tägliche Arbeit.“
Spielt das Thema Gleichberechtigung für dich als junge Frau noch eine Rolle in Bezug auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens oder der Gesellschaft?
„Im kompetitiven Gaming-Bereich sind es auf jeden Fall immer noch wenige Frauen. Auch wenn Frauen, beispielsweise bei League of Legends, stetig aufholen.“, beobachtet Sophie. Sie bedauert, dass sie selbst leider keine weibliche role models hatte: „Im Gegenteil, meine Mutter war immer eher gegen das Spielen. Dabei ist gerade das oft der Startpunkt für ein tieferes Interesse für den Informatik-Bereich. Gerade wenn man Bugs entdeckt und man sich eine Lösung dafür überlegt, da beginnt die Entwicklung und das Interesse fürs Programmieren.“
Sabrina findet, dass es noch Luft nach oben gibt beim Thema Gleichberechtigung. Sie sieht das Thema auch als persönliches Anliegen und möchte, dass Frauen in allen Bereichen des Lebens gleichgestellt sind. Im Alltag achtet sie gern auf genderneutrale Sprache: „Ich möchte meinen kleinen Nichten nicht unterbewusst vermitteln, dass ein Student, Ingenieur, Techniker oder Elektroniker ein Mann sein muss. Ich sehe mich als Ingeneurin auch als Vorbild und role model für Mädchen in meinem Umfeld.“
Wir bedanken uns bei Sophie Langanki und Sabrina Wenhart für das Interesse und die Bereitschaft uns an ihrer persönlichen Entwicklung und Einschätzung teilhaben zu lassen. Als junge Frauen sind sie tolle Botschafterinnen dafür, dass der weibliche Anteil in technischen Berufen weiterhin steigen wird.
Wir freuen uns über jedes neue Mitglied in unserem Team.
Bei meteocontrol gibt es jede Menge offene Stellen, um im Bereich erneuerbare Energien in einem modernen und offenen Arbeitsumfeld durchzustarten.
Alle Infos zur Bewerbung auf unserer Webseite unter: https://www.meteocontrol.com/karriere/stellenangebote