#WomenInScience – Interview mit Anna Drexler und Sophie Horak
Anna Drexler ist 28 Jahre alt und arbeitet seit 2015 bei meteocontrol. Sie begann als Werkstudentin und schrieb ihre Masterarbeit im Unternehmen. Aktuell ist sie Projektingenieurin und leitet Großprojekte im internationalen Umfeld. Anfangs hat sie die technische Auslegung der Anlagen betreut und war dann zunehmend in organisatorische Tätigkeiten involviert. Ihr größtes Projekt in Ägypten hatte eine Anlagenleistung von 160MWp und es hat sie mit Stolz erfüllt, Teil dieses Solarparks zu sein.
Auch Sophie Horak hat schon während dem Studium für meteocontrol gearbeitet und ist seit zwei Jahren fest dabei. Im November ist sie für uns nach Dubai gezogen. Dort baut sie als Teil eines Teams eine neue Niederlassung auf und freut sich, noch näher bei ihren Kunden vor Ort zu sein. Der spannende Zukunftsmarkt und die großen Perspektiven im MENA-Markt faszinieren die 29-jährige besonders.
Wie hat sich Euer Interesse an den Naturwissenschaften entwickelt?
„Schon als kleines Mädchen habe ich wahnsinnig gerne experimentiert und wurde dabei viel von meinem Vater unterstützt.“ erzählt Anna. „Er ist Ingenieur und ich denke mein technisches Interesse wurde auch von ihm geprägt. An ein „weibliches“ Rolemodel kann ich mich nicht erinnnern – weder in der Lehrerschaft noch später unter den Professoren an der Uni.“
Ausgehend von den physikalischen Aspekten des Klimawandels habe ich mich während meines Bachelorstudiums mit erneuerbaren Energien beschäftigt.
Sophie sieht in ihrer großen Schwester ein prägendes Vorbild. Sie hat Informatik studiert und ihr mal einen Computer geschenkt: „Ich habe sie immer für ein Genie gehalten, weil sie sich so gut auskannte. Heute arbeitet sie als Senior Managerin in einem IT Unternehmen. Sie entwickelt Apps und hat drei Kinder. Das finde ich echt beeindruckend – wie sie das alles rockt.“ Als Jugendliche interessierten sie dann vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer an der Schule: „Ausgehend von den physikalischen Aspekten des Klimawandels habe ich mich während meines Bachelorstudiums mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Am Ende kombinierte ich meine Interessen und beschloss Geoinformatik zu studieren, ein sehr spezialisiertes und interdisziplinäres Studium.“
Anna beschreibt, dass sie in ihrem Leben oft in Gruppen aktiv war, in denen sie fast ausschließlich mit Männern zu tun hatte – sowohl im privaten Umfeld als aktive Pfadfinderin, aber auch jetzt in ihrem beruflichen Umfeld. In Augsburg an der FH hat sie Umwelt- und Verfahrenstechnik studiert und in ihrer Masterarbeit zur Optimierung von Energiemanagement-Systemen geforscht.
Welche Vorteile bringen Frauen für die Naturwissenschaften mit?
In den letzten Jahren hat Anna immer wieder erfahren, dass es der Gruppendynamik in Teams besonders gut tut, wenn sowohl Männer als auch Frauen vertreten sind. Für das Ergebnis der Gruppenarbeit sieht sie diverse Vorteile.
Frauen im Bereich Projektmanagement verfügen oft über eine ausgeprägte Empathie-Kompetenz - in vielerlei Ebenen. Gerade in der interkulturellen Zusammenarbeit ist das interessant, erklärt Anna, denn „in vielen Kulturen wird nicht so direkt kommuniziert. Ich habe das Gefühl, dass ich als Frau dann eher zwischen den Zeilen lesen kann, und die Bedürfnisse der Kunden so schneller und besser erkennen kann.“
Dass sie selbst in einem technischen Umfeld ihren Master gemacht sieht sie als großen Vorteil, um auch mit Männern aus anderen Kulturkreisen kompetent in Augenhöhe zu verhandeln. Zugleich betont sie: „Ich freue mich immer sehr, wenn ich in der technischen Ebene auf Kundenseite im direkten Kontakt mit einer Frau stehe – total auf einer Wellenlänge. Das macht richtig Spaß!“
„Bleibt bei eurem Weg und lasst Euch nichts einreden."
Sie hat schon das Gefühl, dass sie ihre technische Kompetenz als Frau zu Beginn eines Projektes noch besonders unter Beweis stellen muss, gerade wenn die Kunden sie noch nicht so genau kennen. Wenn sie als Frau in der Technikabteilung am Telefon antwortet, erlebt sie immer wieder sie Verwunderung, der dann zu Respekt wird, wenn sie direkt im fachlichen Bereich weiterhelfen kann.
Eure Empfehlung für Mädchen, die sich ein naturwissenschafltiches Studium überlegen?
„Bleibt bei eurem Weg und lasst Euch nichts einreden. Auf jeden Fall macht es vor allem als Frau Sinn, sich eine bestmögliche Ausbildung in dem Bereich, der einen interessiert zu holen. meint Anna. Dann entsteht ihrer Erfahrung nach auch keine Angst davor, Männern fachlich auf Augenhöhe zu begegnen. Schließlich sind Abschlüsse gleichwertig und bei den Prüfungen werden keinerlei Geschlechterunterschiede gemacht. Da müsse man sich als Frau klar sein und im Job dann auch mit genug Selbstbewusstsein in Bezug auf das eigene Können auftreten. Sophie empfiehlt, sich auf die eigenen Interessen zu konzentrieren und sich weder bei der Ausbildung noch im Berufsleben von einem hohen Männeranteil beeindrucken zu lassen.
Was gefällt dir an deiner aktuellen Arbeit besonders gut?
Anna freut sich täglich darüber, wie sich die moderne Technik einsetzen lässt, um für eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft zu arbeiten. Ihr ist es besonders wichtig, ihr Wissen für eine sinnvolle Sache einzusetzen. Sie möchte etwas Positives bewirken und sich neben dem privatem auch im beruflichen Umfeld aktiv gegen den Klimawandel einsetzen.
„Ich bin wirklich neugierig auf die Rolle der künstlichen Intelligenz als Motor des Energiewendeprozesses hin zu erneuerbaren Energien.“
Welche wissenschaftlichen Themenbereiche sind im kommenden Jahrzehnt besonders spannend?
Anna will das Thema Technologiewandel in Bezug auf Klimaschutz weiter vorantreiben: „In den nächsten Jahrzehnten sehe ich sehr viel Potenzial den Klimaschutz auf Technikseite massiv voranzutreiben. Wichtige Innovationen werden die Entwicklung positiv begleiten.“
„Ich bin wirklich neugierig auf die Rolle der künstlichen Intelligenz als Motor des Energiewendeprozesses hin zu erneuerbaren Energien“ beschreibt Sophie. „Die effiziente und intelligente Nutzung von Daten ermöglicht neue Geschäftsmodelle über verschiedene Anwendungsszenarien von der Energieerzeugung über die Verteilung bis zum Verbrauch.“ In den neuesten Trends der Solarenergievorhersage sieht sie großes Potential. Aus ihrem Informatik-Hintergrund heraus begeistert sie sich für die Nutzung von Machine Learning in Bezug auf das Erkennen unbekannter Muster in großen Datenmengen.